6 + 0 … Durch die Mongolei

Nach unserer Reunion im vietnamesischen Hanoi und ein paar durchzechten Nächten, sind wir alle zusammen in die Mongolei gereist.


Nach einem Flug via Seoul sind wir um ca. 24:00 in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator gelandet. Wie eigentlich in jeder grösseren Stadt welche wir bisher besuchten, haben wirs auch diesmal geschafft, uns vom Taxifahrer abzocken zu lassen und einen Wucherpreis für die Fahrt in die Stadt zu bezahlen. Lustig war auch, dass wir eigentlich – zum ersten Mal wohlgemerkt – vom Flughafen abgeholt worden wären. Da Situationen und Treatment like that etwas ungewohnt für Reisende wie uns sind, haben wir die am Flughafen wartenden Männer in ihren Uniformen und den Namensschildern – auf denen doch jeder mal seinen Namen lesen möchte – gekonnt ignoriert. Schön ist an der Geschichte, dass wir über Situationen wie diese immer schön lachen können – shit happens.

Tag 1: Mit wenig Schlaf ging es dann auch schon früh morgens los ans Pferderennen des Nadaam Festivals. Da wurden wir auch zum ersten Mal vom glücklichsten Tourguide begrüsst – sie durfte ziemlich sicher die coolste Gruppe guiden, wir haben uns umgeschaut – welche uns durch die ganze Mongoleireise begleiten sollte. Baigal war ein Segen für uns. Nach längerer Zeit hatten wir wieder ein richtiges Programm, wir wussten was an welchen Tagen passieren wird, wann Tagwache sein sollte und wann das Abendessen ist. Mit unglaublicher Effizienz und Feingefühl schafften wir es ziemlich oft, die Termine und Frühstückszeiten zu verschlafen. Baigal weckte uns natürlich sanft und mit einem Lächeln – ein grosses Dankeschön an dich, du hast unseren Aufenthalt versüßt und zu einem wunderbaren Erlebnis gemacht.

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Tag 2: Wir haben frei, grossartig, was für Neuigkeiten. Ferien in den Ferien, wer macht denn schon sowas? Unser Tag 2 war auch der erste offizielle Tag des Nadaam Festivals. Wir besuchten verschiedene Stadien, in welchen Ringkämpfe stattfanden und die Mongolen in ihren farbenfrohen Trachten mit Pfeil und Bogen ihre Treffsicherheit unter Beweis stellten. Neben diesen klassischen und traditionellen optischen Leckerbissen, hatte es auch eine kleine Festmeile, in welcher man sich mit Fleisch gefüllten Teigtaschen verpflegen konnte -> XYYWYYP … Wir vermissten das Bier und trotz langer Suche konnten wir trotzdem keines finden….Auch ohne Bier haben wir diesen Tag überlebt. Dies lag wahrscheinlich daran, dass wir nach einem friedfröhlichen Nachtessen in der NYNY Sportsbar die Clubs in Ulan Bator aufgesucht haben. Durch die Tips des mongolischen Basketball Trainers – welcher in Deutschland studiert hat, wie übrigens einige Mongolen welche wir kennenlernten – wurden wir auch auf anhieb fündig – MINT Nightclub, für alle die auch einmal ein paar Tage in Ulan Bator weilen sollten, da gibts jede Menge Spass.

Tag 3 – 6: Die erste grosse Tour wartet auf uns. Nach der etwas durchzechten Nacht waren einige von uns angeschlagen und müde, so das während der Fahrt in unser Jurtencamp kaum etwas von der Landschaft registriert wurde. Nach der Ankunft gab es dann schonmal etwas Lunch, von welchem wir alle super positiv überrascht waren. Nach ersten Informationen von Mongolei-Reisenden sollte das Essen schrecklich sein, Eintöpfe mit fettigem Fleisch, bla bla. Natürlich, die frittierten Dumplings kann man nach zwei Wochen weder essen, noch sehen oder riechen, auch wenn sie noch so lecker sind. Wie gesagt, ansonsten war das Essen wirklich gut, wir vermissten etwas das Gemüse und die Früchte, welche wir von den Süd-Ost-Asiatischen Ländern gewohnt waren. Wieder nach einem zu langen Mittagsschläfchen ging es dann auf die erste Reittour (diese schildere ich mal aus meiner Sicht ;-)): Für mich war es ja das erste mal, dass ich in die tolle Lage komme, ein Pferd zu reiten. Esel habe ich bereits letztes Jahr in Griechenland erfolgreich gemeistert – ehrlich gesagt keine grosse Kunst, da die Gemütlichkeit dieses Tieres so unverschämt gross ist. Jetzt also Pferde … Pferde? … Ja, Pferde … Wir haben uns ja auch extra Cowboy-Hüte und Jeans-Hemden gekauft, damit die ganze Reitgeschichte möglichst authentisch auf uns wirken kann. Nach den ersten zwei Stunden Ritt war für mich das Thema dann so ziemlich gegessen. Der Gaul schleuderte mich fast vom Sattel, meine Knie und Waden schmerzten wegen falsch eingestellten Steigbügeln, wie sich mein Gesäss angefühlt hat, lass ich hier mal unerwähnt. Klar war auf jeden Fall, schön hab ich das probiert, aber Morgen den ganzen Tag auf dem weissen Renner? Nein danke … Nächster Tag, ab aufs Pferd, so schnell gebe ich mich dann doch nicht geschlagen … Als wir die Steigbügel richtig eingestellt und ich noch einige Tips der Pferdezüchter erhalten hatte, lief die ganze Kiste schon etwas besser. Nach wie vor musste der sattelfeste Mongole den mir zugewiesenen Gaul hinter sich herziehen, weil er teilweise einfach nicht wollte, wie ich wollte. Was wir in Griechenland beim Eselreiten gelernt hatten, adaptierte ich auch auf das Pferdereiten: ”Du suchst dir nicht das Pferd aus, dass Pferd sucht dich aus”. Manchmal widerspiegelt es einem auch eigene Charakterzüge, was eigentlich ganz lustig und wahr ist.
Den dritten Tag starteten und beendeten wir ebenfalls auf den Pferden. Es war eines der schönsten Erlebnisse für mich persönlich auf dieser Reise. Mein Ego war auf einem 3 Wochen hoch, nachdem mir der mongolische Pferdechef gesteckt hat, dass ich den wildesten Gaul bekommen hätte. Wahnsinn, ich, noch nie geritten, wildester Gaul, highlight. Ich dachte ich sei der Pferdeflüsterer. Ich fühlte mich auch wohler nach diesen ersten Tagen, das Pferd folgte mir etwas besser und wir ritten im Galopp durch die mongolische Landschaft. How cool was that.
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Tag 7 – 15: Die zweite grosse Tour konnte losgehen. Wir haben uns mit den mongolischen Sitten und Bräuchen angefreundet, kannten die Regeln und wussten, wie wir erfolgreich eine Schale der verdorbenen Stutenmilch trinken konnten, ohne so zu wirken, als ob wir gleich erbrechen müssten.
Bathra, unser neuer Fahrer des Vertrauens, fuhr seinen Mitsubishi gekonnt über Bodenwellen und Schlaglöcher, durch Matsch und Schlamm, über Stock und Stein. Erstes Ziel war die von Dschingis Khan ernannte Hauptstadt Kharakorum, welche noch über seine alten Stadtmauern verfügt. Die buddhistischen Tempel, waren dann aber so ziemlich das einzige, was von den Chinesen innerhalb dieser Mauern nicht zerstört wurde.
Es war der erste Tag, an dem es durchgehend bewölkt und grau war. Die dicken Wolken bildeten nur schon vom Betrachten Hühnerhaut auf meinen Armen. Die Aussage, dass ich nicht mehr weiss, wie sich Temperaturen unter 28 Grad anfühlen, muss ich an dieser Stelle revidieren – ich weiss es wieder. Das mongolische Kontinentalklima gibt dir am Tage – bei Sonnenschein – das Gefühl, Thermounterwäsche und Merino-Pullover umsonst 3 Monate mitgeschleppt zu haben, während du in den Nächten der Frage nachgehst, was eigentlich deine Badehose in deinem Rucksack zu suchen hat – mehr dazu dann später.
So zogen wir also von Jurtencamp zu Jurtencamp, besichtigten Museen, besuchten Yak-Festivals, bestiegen Vulkane, feierten Jurtenpartys, ritten nochmals mit Pferden, fuhren mit Quads durch die Steppen, eröffneten ein Jurtenkino, tranken Wein, spielten das legendäre mongolische Knochenspiel und freundeten uns immer mehr mit unserem Guide und Fahrer an.

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In einem der Camps war der Höhepunkt eine warme Quelle, welche abgezapft direkt in die Badebecken hinter den Jurten floss. Während sich die mongolische Landschaft in Dunkelheit legte, trafen wir uns in Badehose und guter Laune beim Pool. Expertentipp: Wenn du gerne Musik hörst und ein Bierchen zwitscherst in öffentlichen heissen Quellen, ist es natürlich von Vorteil bereits im Voraus das Verständnis deiner Mitmenschen einzuholen. So sangen wir am Abendtisch Happy Birthday für den Bauz, was in einem kollektiven Applaus aller Gäste gipfelte, damit wir einen guten Grund für laute Musik und Schnäpse in der heissen Quelle haben. Die ‘Geburtstagsfeier’ gestaltete sich als besonders lustig, als alle Badegäste ihre Stimmen zum Gesang vereinten und Happy Birthday sangen. Danach rundete eine Wasserschlacht, gemütliche Musik und das eine oder andere Bier den wunderbaren Abend ab, awesome.

6 + 0? Reisegruppen werden immer wie folgt in den Camps angekündigt: “Hallo, 4 + 2 kommen in zwei Stunden an”. Heisst soviel wie, 4 Touristen und 2 Guides/Fahrer kommen im Camp an. Unsere Truppe hatte bald den Spitznamen 6 + 0, wir hatten einfach eine grossartige Zeit zusammen. Nochmals ein grosses Dankeschön an Baigal und Bathra, es hat uns unglaublich Spass gemacht die Mongolei mit euch zu entdecken.
Am zweitletzten Tag gab es dann nochmals ein kleines Highlight für uns. Wir hatten die Möglichkeit mit Kamelen durch eine kleine Wüste zu reiten. Für alle mit geringer oder keinerlei Reiterfahrung, ich versuche dass mal so zu erklären:

Das Pferd = Der Ferrari, schnell, kraftvoll und sportlich
Das Yak = Der Volvo, ausdauernd und unkaputtbar
Der Esel = Der VW Transporter, trägt gerne und funktioniert zuverlässig
Das Kamel = Der Rolls Royce, elegant, majestätisch und unglaublich bequem

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Diese Kamele bewegen sich so unglaublich geschmeidig mit ihren grossen Füssen durch den Sand und strahlen dabei eine Gelassen- und Zufriedenheit aus, welche zu beneiden ist. Ein wirklich tolles Erlebnis.

Tag 16: Flo wird 30 Jahre alt. Mit einem Mitternachtsfeuer und schlechtem Gesang gratulierten wir unserem neuen 30er Clubmitglied. Am nächsten Tag stand eine lange Fahrt zurück nach Ulan Bator auf dem Programm. Noch ein letztes mal zusammen Frühstücken und Mittagessen. Ein letztes mal von Mutti Baigal geweckt werden, ein letztes mal zusammen im Auto über die mongolischen Strassen und Feldwege pflügen. Nach der Ankunft in Ulan Bator verabschiedeten wir uns von Bathra, während Baigal zwei von uns noch zum Friseur begleitete – Pro Land ein Friseurbesuch, muss sein. Danach hiess es dann alles Gute, und bis bald.

Wir beendeten unsere Mongoleireise mit einer tollen Geburtstagsfeier – wieder – im M1NT Club.

Jetzt sitzen wir gerade im Speisewagen der transsibirischen Eisenbahn und tuckern Richtung Beijing. Die Bremsen quietschen, die Lichter flackern, der Diesel stinkt und die Fahrgestelle der Waggons werden bei der Grenze zu China gewechselt … herrlich, mehr davon!

Bis bald und hebed Sorg!

6 Gedanken zu „6 + 0 … Durch die Mongolei

  1. Hey Röbi..probier’s doch mol mit Schriftsteller!!..ich verschlinge dini Bricht,mo schmunzle und find’s eifach genial we du schribsch!!!Witerhin e gueti Ziit!Bliibed gsund!Gruess

    • oh so läääääääääääs,…. wenn ich das so liss glaubi fast mir mönd au id Mongolei das tönt jo de hammer….. bi üs chunts au immer nöcher…. i muas nur no bis ende August schaffe und den gohts eh ganz schnell bis mir am 3. Oktober am Flughafen stönd 🙂 Wünsch eui wiiterhin alles guati uf eure Reis

  2. Was für ein Bericht, Chapeau!
    Die Vorstellung, du als Reiter, liess mich schon etwas schmunzeln… Es muss ja alles immer tipp-topp aussehen… Aber das ist sicher längst nicht mehr so, ha, ha Weiterhin euch allen, viel tolle Erfahrungen, gäll

  3. Ciao Röbi, dini Bricht über öi Reis si mega spannend!! Du duesch’s so guät beschribä, dass du üs grad mitnimmsch! 🙂 D Luscht ufs Reisä stigt de o wieder 😉 I wünschä öich no ä ganzi Hufe grossartigi Erläbnisse, berichernde Begägnige u luschtigi Momänte! Rauti-Grüess

  4. Es heißt Ulaan Baatar – nicht Bator. Da sollte man als Mongolei-Touri nach drei Tagen spätestens wissen. Oder eher vorher, bei guten Touribüchern gelesen 🙂

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